Korkeichenwälder – eine uralte, schützenswerte Kulturlandschaft

Hast Du Dich beim Öffnen einer Flasche Wein schon mal gefragt, woher Kork eigentlich genau kommt und was es mit den “Montado” – den Korkeichenwäldern – so auf sich hat? Und fragst Du dich vielleicht auch, warum Kork in jedem zweiten Satz mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht wird?

Mit diesem Artikel möchten wir Dir gerne alles Wissenswerte rund um die Kulturlandschaft der Korkeichenwälder, die besonderen Eigenschaften dieses faszinierenden Baums und ein paar wertvolle Informationen zur Bewirtschaftung der Waldflächen näher bringen. Sei gespannt!

  


#1 Was die Korkeiche auszeichnet und warum ihr nachhaltige Eigenschaften zugesprochen werden 

Was genau macht die Korkeiche überhaupt so interessant? 
Die Korkeiche entwickelt entgegen der uns bekannten Eiche eine dicke Rinde, die zur Korkgewinnung genutzt werden kann. Jede einzelne Korkeiche kann in ihrem Leben 100-200 kg Kork liefern. Die Korkrinde wird drei bis fünf Zentimeter dick und zeigt sich als leichtes, schwammiges Korkgewebe. Dieses Korkgewebe besteht aus ca. 40 Millionen Zellen pro Kubikzentimeter, die zu rund 90 % mit Luft gefüllt sind. Das ist der Grund, warum Korkprodukte so extrem leicht und elastisch sind. Gleichzeitig tragen die Luftpolster aber zu einer enormen Robustheit und Widerstandsfähigkeit vergleichbar mit Leder bei.
Weitere erstaunliche Eigenschaften unseres Lieblingsmaterials:

  • schall- und wärmeisolierend
  • Wasser- und Schmutzabweisend und damit gut abwaschbar 
  • antistatisch und somit gut für Allergika geeignet (verringerte Staubbindung, Hausmilben und sonstige Kleinstpartikel können sich nicht festsetzen) 
  • formbeständig 
  • schwer entflammbar und weitaus hitzeresistenter als vergleichbare Materialien 

Die Korkernte – ein Traditionshandwerk 
Eine Korkeiche muss zur Korkgewinnung nicht gefällt werden. In mühevoller traditioneller Handarbeit wird die Rinde während der Erntezeit von Mai bis August schonend gewonnen, ohne die Eiche dabei zu verletzten. Korkeichen, die zur Gewinnung von Kork genutzt werden, können bis zu 200 Jahre alt werden. Eine Korkeiche braucht 25 Jahre, dann ist sie bereit für die erste Schälung. Alle 9 bis 10 Jahre kann sie anschließend regelmäßig geschält werden. Die Zeit dazwischen braucht die Rinde zur selbstständigen Erneuerung.  

Warum ist die Korkeiche für die Artenvielfalt so bedeutsam?
Die Korkeichenbiotope zählen zu den biologisch reichsten der Welt und beherbergen eine Vielzahl an bedrohten Tierarten. So finden unter anderem ca. 24 Reptilien- und Amphibienarten, um die 37 Säugetierarten, sowie geschätzte 160 Vogelarten ihren Lebensraum in diesen Wäldern.
 

Der iberische Luchs & sein bevorzugter Lebensraum in den Korkeichenwäldern 
Der iberische Luchs gilt als eine der seltensten Katzen der Welt, deren Bestand mit nur noch ca. 300 Tieren stark gefährdet ist.
Das Überleben der scheuen Tiere hängt eng mit dem Erhalt ihres Lebensraumes zusammen. Aktuell begrenzt sich dieser auf nur noch zwei Rückzugsgebiete: Südspanien und kleine Teile Portugals – die Korkeichenwälder. Die Tiere sind auf eine Kombination
mediterraner Waldvegetation, Büschen und offenen Grasflächen angewiesen. Naturbelassene Korkeichenbiotope erfüllen genau diese Bedingungen. Doch Straßenbau, Bahntrassen und die Anlage von Gas-Pipelines sowie die Anpflanzung von Monokulturen wie Eukalyptus- und Kiefernwäldern zerstückeln die Lebens- und Jagdreviere der Luche zunehmend. Institutionen wie der WWF arbeiten auf allen Ebenen für den Artenerhalt der seltenen Tiere. So setzen sie sich u. a. für den Erhalt und Schutz des Lebensraums ein, führen Maßnahmen zur Sicherung der Nahrungsquellen des Luchs durch und fördern die Nachzucht von Tieren in Gefangenschaft, um diese anschließend in Spanien und Portugal wieder auswildern zu können. Falls Du auch einen Beitrag leisten magst, schau mal beim WWF vorbei!

Die Korkeiche bietet natürlichen Schutz für Mensch und Umwelt! 
Bei Waldbränden zeichnen sich die Korkeichen durch ihre beeindruckende Feuerresistenz und schwere Entflammbarkeit aus und leisten einen enormen Beitrag in der Brandabwehr. Sie können die Waldbrände manchmal sogar aufhalten und Schlimmeres verhindern. So kam es in Portugal 2017 zu schweren Waldbränden. Eines der Dörfer im betroffenen Gebiet war zum Glück von einer Art Schutzring aus Korkeichen umgeben. Der Eukalyptuswald vor den Korkeichen hatte keinerlei Chance gegen die Flammen und das Feuer breitete sich immer weiter Richtung Dorf aus. Die Korkeichen waren es, die das Feuer letztlich von den Bewohnern und ihren Häusern durch ihre Feuerresistenz abhielten und den tatkräftigen Einsatzleuten die nötige Zeit verschafften, das Feuer zu stoppen.          

Welche besondere Rolle trägt die Korkeiche in Sachen Klimaerwärmung? 
Die Korkeiche ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Korkeichenwälder haben einen ganz besonderen Nutzen für die Umwelt unserer Erde und gerade für das Mittelmeerbecken: CO2 ist ein Treibhausgas, das stark für die globale Erwärmung mitverantwortlich ist. Es absorbiert einen Teil der Wärme der Erde, die in das Weltall abgegeben wird und strahlt diese Wärme wieder zurück. Wir Menschen tragen leider enorm zur CO2-Bilanz bei, indem wir beispielsweise in der Industrie fossile Brennstoffe verbrennen, aber auch bspw. das Heizen unserer Wohnungen und Häuser an sich setzt Kohlendioxid frei. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der globale Anstieg des Treibhausgases mehr als verdreifacht und bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um 57% steigen! CO2 baut sich in der Atmosphäre jedoch nicht wieder selbst ab.  

Hier kommt die Korkeiche ins Spiel. Eine Korkeiche, deren Rinde regelmäßig geerntet wird, bindet das Dreifache an CO2 im Gegensatz zu einer nicht bewirtschafteten Korkeiche. Mit ca. 2,3 Millionen Hektar in Portugal, Spanien, Algerien, Marokko, Tunesien und Frankreich verwandeln die Korkeichenwälder jährlich rund 14 Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid in Kork. Alleine die portugiesischen Bestände binden nahezu 5 % der CO2-Emissionen des Landes. Ein weiteres Beispiel: Um die 1,5 Hektar Wald mit mindestens 30-40% an Korkeichen gleichen einen jährlichen CO2-Ausstoß eines Mittelklassewagens aus. Im Klartext sagt dir das, dass ca.10 % des CO2-Ausstoßes im deutschen Straßenverkehr durch die Korkeichenwälder jährlich gebunden werden! Beeindruckend, oder? 


#2 Worauf bei der Bewirtschaftung der Korkeichen-Wälder geachtet werden sollte… 

Welchen wirtschaftlichen Input liefert die Korkeiche, z. B. für Portugal?
Die Korkeichenwälder unserer Erde sind überwiegend in Portugal vorzufinden. 30% der weltweiten Korkeichen mit fast 740.000 Hektar sind dort beheimatet. Daher haben sie eine große wirtschaftliche und soziale Bedeutung für die Portugiesen. Jährlich wachsen die Korkeichenwälder ungefähr 1% und bieten knapp 28.000 Portugiesen Arbeitsplätze im Korksektor und bilden somit für ca. 100.000 Menschen die Lebensgrundlage. 

Welche Faktoren sind im Bereich der Forstwirtschaft relevant? 
Nur eine nachhaltige Bewirtschaftung der Korkeichenwälder kann langfristig Lebensraum erhalten und einen Beitrag zum Klimawandel leisten. Was aber bedeutet “nachhaltige Bewirtschaftung”? Unserer Ansicht nach liegt einer der größten Hebel darin, wie die Waldflächen angelegt sind. Es gibt einen Unterschied zwischen Monokulturen/Überbewirtschaftung und naturbelassenen Wäldern. Nach dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (Bmbf) reden wir von Monokulturen, wenn nur eine einzige Pflanzenart (Reinkultur) über mehrere Jahre auf derselben Fläche angebaut wird. Wenn man aber nun die Wälder betrachtet, wie sie von Natur aus wachsen und sich entwickeln, ist eine Artenmischung ertragreicher. Erst eine vielseitige Vegetation bietet den unterschiedlichen Tieren ihre ökologischen Nischen und ihren notwendigen Lebensraum. Durch Monokulturen, die auf den ersten Blick zwar aus wirtschaftlicher Perspektive einen höheren Ertrag versprechen, werden zukünftig immer mehr naturbelassene Wälder abgebaut. 

Das hat wiederrum erhebliche Auswirkungen auf unseren Klimawandel. Wir müssen lernen, dass die Natur, so wie sie ist und wirkt, das Beste für uns Menschen hervorbringt. Begreifen wir das nicht und machen weiter wie bisher, dann werden wir unseren Planeten immer weiter zu Grunde wirtschaften. Ein trauriges Beispiel dafür ist der Regenwald rund um den Amazonas und in Asien. Hier mussten unzählige Hektar natürlichen Regenwalds für akkurat nebeneinander aufgereihte Ölpalmen weichen – und wo hat uns das hingebracht?  

    • durch die Abholzung des Regenwaldes werden Bäume und Pflanzen zerstört, die CO2 binden und wir wundern uns über den Klimawandel? 
    • Einzigartige Lebewesen sowie Pflanzenarten werden durch die Monokulturen vertrieben, verlieren ihren Lebensraum und sterben Stück für Stück aus. Wer gibt uns das Recht, auf diese rücksichtslose Art und Weise über unsere Umwelt zu verfügen? 

Die Korkeichenbiotope sind uralte Kulturlandschaften und Öko-Systeme. Aber eben genau deswegen, weil sie eine unfassbare Artenvielfalt aufweisen. Korkeichenwälder gehören zu den von der UNEP (Umweltprogramm der vereinten Nationen) festgelegten insgesamt 201 Biodiversitäts-Hotspots: hier finden sich viermal mehr unterschiedliche Pflanzenarten als im übrigen Europa. Neben anderen Bäumen wie Steineichen, Pinien und Eschen wachsen hier Kräuter, Farne, Heidekraut und Hülsenfrüchte. Korkeichen-Wälder sind bekannt für ihren Pilzreichtum und die Korkeiche selbst ist eine von ca. 150 endemischen Baumarten des gesamten Biotops – d. h. nur in dieser Region ansässige Pflanzenspezies.

Nun stell Dir mal vor, was passieren würde, wenn man wegen reiner Profitgier auch hier anfangen würde, eine Korkeiche nach der anderen im genau vermessenen Abstand und Winkel zueinander anzupflanzen und alle anderen Pflanzenarten unter schön viel Pestizid-Einsatz ausmerzt… 

Fehlender Naturschutz, durch den Klimawandel bedingte extreme Trockenheit und vor allem die Überbewirtschaftung der Bäume und Böden haben bereits in Nordafrika dazu geführt, dass 3/4 des ursprünglichen Bestandes abgestorben ist. Auch das Ersetzen von Korkeichen durch Monokulturen von Eukalyptus, Oliven und anderen kurzfristig profitabler erscheinenden Nutzpflanzen machen der Kulturlandschaft rund um die Korkeiche zu schaffen.  

Dank Aufforstungsbemühungen nimmt der Bestand zumindest in Europa seit einigen Jahren wieder zu, in Portugal jährlich um rund ein Prozent.  Zertifizierungspläne für Eigentümer von Korkwäldern und deren Mitarbeiter sensibilisieren für ein verantwortungsvolles Management der einmaligen Biotope. Viele Produzenten der Korkindustrie haben seither stetig nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden umgesetzt und erkannt, dass ein Schutz der Korkeichenwälder und ein achtsamer Umgang letztlich auch wirtschaftlich einen höheren Mehrwert liefern.  


#3 Anhand welcher Kriterien erkenne ich ein nachhaltig produziertes Kork-Produkt? 
Für Dich als Endverbraucherin ist es gar nicht so einfach nachvollziehbar, woher der Kork stammt, mit dem die diversen Anbieter arbeiten. Schau einfach mal vor deinem Kauf, ob du Hinweise auf z. B. eine FSC-zertifizierte Forstwirtschaft hinter der Korkgewinnung findest. Verständlicher Weise werden die Händler eher nicht preisgeben, welche Manufaktur ganz konkret der Lieferant für ihren Korkstoff ist. Das hat mit Wettbewerbsvorteilen zu tun und ist aus unternehmerischer Sicht nachvollziehbar. Du kannst aber versuchen, einen Überblick zu erhalten, wie weit der jeweilige Anbieter selbst über den Rohstoff und seine Gewinnung informiert ist und wie detailreich seine Aussagen sind. Einige der folgenden Fragen können Dir dabei helfen: 

    • Hat sich die Marke mit dem Material beschäftigt? Und wenn ja, wie ausgiebig? 
    • Weiß die Marke über die Hintergründe und die Besonderheiten der Korkeichenwälder im Positiven wie im Negativen Bescheid und gibt sie Dir diese Informationen transparent weiter?   
    • Zeichnet sich die Marke auch in ihren eigenen Reihen z. B. durch einen fair entlohnten Arbeitsplatz für ihre Mitarbeiter aus und beschäftigt sie sich damit, wer hinter ihren Rohstoffen und Produkten steckt?  

Auch wir von KALEA haben uns für Kork als Hauptmaterial für unsere Produkte entschieden. Wir haben in einem langen Prozess nach unserem Lieferanten gesucht. Unseren Kork beziehen wir von einer kleinen Manufaktur aus Portugal, die ebenso wie wir auf eine nachhaltige Rohstoffgewinnung sowie faire Arbeits- und Produktionsbedingungen setzt.  Hauptkriterien waren FSC-zertifizierte Flächen, aus denen der Kork gewonnen wird und eine faire Entlohnung der Korkbauern und weiterverarbeitenden Mitarbeitern. Auch die Verwendung von organisch vertretbaren Klebstoffen und nachhaltigen Trägermaterialien in der Veredelung der Korkstoffe war für uns ein Hauptfaktor in der Auswahl unserer Lieferanten. 

Möchtest Du mehr zu unserem Korkstoff erfahren, dann lies auch gerne unseren Artikel über unser Material.


#4 Unser Fazit für Dich  
Die Korkeiche hat viele wunderbare Vorteile zu bieten und Kork an sich ist ein nachhaltiger und nachwachsender wertvoller Rohstoff. Allerdings ist ein Korkprodukt nicht immer nachhaltig, nur weil es “Kork” ist. Wie bei allen anderen Materialien und Produkten sollte man vor dem Kauf eines Produktes die Hintergründe der Gewinnung des Rohstoffes kennen, wenn man Wert auf Nachhaltigkeit und einen achtsamen Umgang mit unserer Umwelt legt. Die Korkeiche ist eines von vielen Wunderwerken unserer Natur: Sie ist CO2-Binderin, Brandschützerin, Kulturerbin und Lebenserhalterin von seltenen Tier- und Pflanzenarten, Kork-Lieferantin und wirtschaftliche Stärkung. Und zuletzt ist die Korkeiche eine sehr alte Dame, die allein durch ihre Existenz eine nachhaltige Lebensweise vorlebt! Wir müssen nur angemessen mit ihr umgehen.  

Wie stehst Du zu dem Thema “nachhaltige Produktion”? Über weitere Ideen und Anmerkungen sind wir immer dankbar! 

Danke fürs Lesen. #spreadthelove und genieß Deinen Tag! 

Deine KALEA Crew


 

Photo by Mathis Jrdl on Unsplash

 

*Warum gendern wir unsere Texte nicht?  
In der Tat nutzen wir bei KALEA weder das Gendersternchen, noch das Binnen-I und auch den Unterstrich in Substantiven nicht, wenn wir Männer, Frauen und Menschen anderen Geschlechts ansprechen wollen. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, eine dieser alternativen Schreibweisen konsequent zu verwenden. Der Grund dafür: Wir wollen unsere Texte so einfach und leserlich wie möglich halten. Außerdem möchten wir vermeiden, dass sich unsere Leserschaft in irgendeiner Art und Weise “erzogen” fühlt, denn letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden dürfen, wie er mit Themen wie diesen umgeht. Natürlich wollen wir Menschen jeden Geschlechts gleichermaßen ansprechen! Daher haben wir kurzerhand entschlossen, dass wir in unseren Texten zwischen der weiblichen und männlichen Ansprache wechseln. Damit können wir die Lesbarkeit der Texte beibehalten und gleichzeitig der Mehrheit der Mitmenschen entgegenkommen. Sei also nicht irritiert, wenn Du Dich einmal falsch angesprochen fühlst. Wir wollen trotz eines so ernst zu nehmenden Themas mit einem kleinen freudigen Lächeln einen guten Mittelweg gehen. Denn unsere Sprache kann leider nicht all das in Worten ausdrücken, was uns innerlich umtreibt! 

 

 

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